Relative Armut

Relative Armut bezeichnet Unterversorgung an Gütern jeglicher Art sowie Beschränkung der Lebenschancen, verglichen mit dem durchschnittliche Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft. Im Gegensatz zur absoluten Armut basiert dieser Begriff also auf der Vorstellung sozialer Ungleichheit.  Wer von relativer Armut betroffen ist, kann also in der Regel kaum ein annehmbares Leben führen, auch wenn er alles besitzt, was unbedingt zum Leben notwendig ist (z.B. Grundnahrung, Kleidung etc.)

Als relativ arm gilt in Deutschland, wer weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens seiner Bevölkerungsgruppe zur Verfügung hat. Dabei wird unterschieden zwischen dem „Armutsrisiko“, das bei 60 % des Einkommens angesetzt wird (auch „milde Armut“ genannt), der „normalen“ relativen Armut bei 50 % sowie „strenger Armut“ bei 40 % und weniger. Die Europäische Union setzt die Armutsgrenze beo 60 % des Durchschnitteinkommens an. 

Dabei darf das Kriterium des Einkommens allerdings nicht überbewertet werden. Bei der Beurteilung der relativen Armut geht es vielmehr um den gesanten Lebensstandard, der von sehr viel mehr Kriterien als dem Einkommen abhängt. In die Beurteilung müssen beispielsweise auch Vermögen, Bildung, Schulden oder Arbeitslosigkeit mit einbezogen werden. Das finanzielle Einkommen ist also lediglich ein Indikator, der in seinem Kontext betrachtet werden muss, keinesfalls jedoch alleiniges Kriterium für relative Armut.

Dies hat man an vielen Stellen erkannt und daher versucht, andere Konzepte zu entwickeln, mit denen die individuelle Lebenssituation und der gesellschaftliche Status objektiv beurteilt werden können. Das sogenannte „Lebenslagenkonzept“  ist eine dieser Lösungen, die sich auf grundsätzliche Unterversorung in Bereichen wie Gesundheit, Arbeit, Bildung, Wohnen und Versorgung mit Infrastruktur bezieht. Auch die Arbeiterwohlfahrt hat ein eigenes Konzept ausgearbeitet, bei dem verschiedene „Armutsdimensionen“ beschrieben werden. Hier fließen ein: soziale, kulturelle, emotionale und materielle Armut, Bildungsbenachteiligung, Vernachlässigung, falsche Versorgung sowie ausländerspezifische Benachteiligung. Es geht also stets um den individuellen Mangel an Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

In Deutschland lagt die Armutsquote 2001 bei 11 %. Dies ist zwar höher als in Ländern wie Dänemark (10%) und Schweden (9%), allerdings immer noch deutlich über dem Durchschnitt der damals 15 Europastaaten (15%).