Critical Incident Methode

Eine Critical Incident Methode – diverse Anwendungsbereiche

Für das Verfahren der Critical Incident Methode existiert nur insofern eine einheitliche Definition, als dass es sich um eine Befragungstechnik oder Anforderungsanalyse handelt, bei der positive wie negative Situationen/Erlebnisse von Menschen sowie ihre Reaktionen darauf dokumentiert und ausgewertet werden. Die Critical Incident Methode wird innerhalb fachspezifischer Tätigkeiten vornehmlich Critical Incident Technique (CIT) genannt. Technique kennzeichnet hier das deutsche Wort Methode; Incident heißt Begebenheit, Vorfall, Ereignis und Critical wird synonym für kritisch, bedenklich verwendet. Letzterer Namensteil resultiert möglicherweise aus den Ursprüngen der Critical Incident Methode, als in den 1940er Jahren kritische Situationen im Flugverkehr analysiert wurden. Das Verhalten der Flugpiloten, insbesondere bei bedenklichen/sicherheitsrelevanten Ereignissen, war der Untersuchungsgegenstand, ihr spezielles situatives Umfeld das Bezugssystem.

Seitdem entstanden verfeinerte Modifikationen der Critical Incident Methode, die als halbstandardisiertes Verfahren in diversen Wirtschaftsbereichen Anwendung findet. Entgegen des eventuell irreführenden Namens gehören zur progressiven Nutzung der Critical Incident Methode vor allem auch die positiven Erlebnisse von Menschen innerhalb des Bezugssystems und ihre darauffolgenden Reaktionen/Verhaltensweisen.

Hauptanwendungsgebiete der im Fachjargon als empirische Anforderungsanalyse charakterisierbaren Critical Incident Methode:

  • Personalauswahlverfahren (wissenschaftlich Eignungsdiagnostik, neudeutsch Recruiting genannt): In Assessment-Centern, als halbstandardisierter Fragebogen oder strukturierter Leitfaden für (Einstellungs-)Interviews. Mit der Critical Incident Methode werden Schlüsselqualifikationen (Soft Skills) anhand konkretisierter Fragetechnik geprüft.
  • Im Kundenbeziehungsmanagement und Marketing: Beispielsweise im Event-Marketing, wo qualitative Befragungen Aufschluss über Zufriedenheit/Unzufriedenheit der Eventteilnehmer geben. Unternehmen nutzen die Critical Incident Methode zur Prüfung der Kundenzufriedenheit.
  • Mensch-Computer-Interaktion: Für ein CIT-Projekt ausgewählte Testpersonen protokollieren zeitnah die eingetretenen positiven oder negativen Ereignisse/Situationen beim Umgang mit IT-Systemen, speziell die Benutzerfreundlichkeit/Gebrauchstauglichkeit (Usability) von Soft- und Hardware.

Neben Zielkriterien, Festlegung des Bezugssystems, anschließender Datenanalyse ist die eingesetzte Fragetechnik im Kontext zu Positiv-/Negativerlebnissen Wesenskern der Critical Incident Methode.